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Systemische Methoden zur Zusammenarbeit - Richard Seidl

Geschrieben von Richard Seidl | 05.08.2024

Wie können systemische Ansätze in Beratung und Coaching Teams und Unternehmen transformieren? Vera Hofheinz und Christoph Jung erklären die Bedeutung von systemischem Denken zur Bewältigung von Konflikten und Veränderungen in der Softwareentwicklung. Systemische Interventionen setzen oft auf der Beziehungsebene an und fördern langfristige, positive Veränderungen. Durch systemisches Coaching und gezielte Impulse können Teams effektiver kommunizieren und arbeiten. Anhand praktischer Beispiele zeigen Vera und Christoph, wie diese Ansätze im eigenen Umfeld angewendet werden können. Systemische Arbeit hat das Potenzial, die Softwareentwicklung auf allen Ebenen effizienter zu gestalten.

“Also wenn du so ein Software-Team hast, dann hat das ja eine eigene Dynamik, eigene Kommunikation innerhalb des Teams und die Systemiker sagen, (…) sie entwickeln eine gewisse Immunität nach draußen, die mögen das nicht, das von draußen irgendjemand reinmischt.“ – Vera Hofheinz, Christoph Jung

Vera Hofheinz  ist systemische Coachin und Organisationsentwicklerin. Seit mehr als 15 Jahren ist sie Führungskraft bei andrena objects AG. Agile Veränderungsprozesse gestaltet sie mit dem Blick auf die Möglichkeit für persönliche Weiterentwicklung und Entfaltung der Führungskräfte und Mitarbeiter*innen. Sie steht für wertschätzende und gleichberechtigte Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Christoph Jung ist Agile Coach und Organisationsentwickler bei andrena objects AG. Er unterstützt Unternehmen dabei, agil zu arbeiten und Veränderungsprozesse zu gestalten, indem er Teams und Führungskräfte begleitet. Mit Erfahrung in Start-ups, mittelständischen Unternehmen und Konzernen liegt sein Fokus auf agiler Organisationsentwicklung, Strategieprozessen und systemischer Führung.

Highlights in dieser Episode:

  • Vera und Christoph teilen ihren systemischen Blick auf Teams und Unternehmen
  • Systemische Ansätze helfen, die Komplexität und Veränderungsgeschwindigkeit in der Softwareentwicklung zu bewältigen
  • Systemiker suchen nach der Anschlussfähigkeit in Teams, um Veränderungen anzustoßen
  • Einzelgespräche und das Anpassen an den Erfahrungshorizont des Teams sind wichtige Interventionstechniken
  • Systemische Beratung fördert Selbstreflexion und nachhaltige Veränderungen
  • Konflikte auf hohen Eskalationsstufen erfordern möglicherweise Mediation
  • Auch aus dem System heraus können Impulse für Veränderungen gesetzt werden
  • Führungskräfte und Teams können systemische Grundlagen lernen, um effektiver zu agieren
  • Die Episode bietet neue Perspektiven, wie Teams sich entwickeln und Herausforderungen bewältigen können

Die Kraft systemischer Ansätze in der Softwareentwicklung

In dieser Podcast-Episode spreche ich mit Vera Hofheinz und Christoph Jung über systemische Ansätze in Beratung und Coaching, ihre Relevanz in der Softwareentwicklung und wie diese Ansätze Teams und Unternehmen dabei unterstützen können, mit Veränderungen umzugehen und zukunftsfähige Kompetenzen zu entwickeln.

Was bedeutet ‘systemisch’ eigentlich?

Im Gespräch mit Vera und Christoph wird schnell klar, dass ‘systemisch’ weit über die Grenzen der klassischen Organisationsberatung hinausgeht. Es geht um die Betrachtung von Kommunikationssystemen und sozialen Dynamiken, um zu verstehen, wie Menschen interagieren, sich organisieren und Veränderungen bewältigen. Systemische Beratung nutzt dieses Verständnis, um Gruppen oder Individuen erfolgreich durch Veränderungsprozesse zu führen. Dieser Ansatz betrachtet Systeme als eigenständige Einheiten mit eigenen Dynamiken und sucht nach Wegen, diese für positive Entwicklungen zu nutzen.

Systemische Ansätze in der Praxis

Christoph illustriert anhand eines Beispiels aus der Softwareentwicklung die praktische Anwendung systemischer Methoden: Ein Software-Engineer versucht, Qualitätsmetriken im Team einzuführen, findet jedoch keinen Anklang. Die Lösung lag nicht im direkten Vorschreiben von Maßnahmen, sondern darin, durch Einzelgespräche ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Diese Art der Intervention ermöglicht es dem Team, eigene Lösungen zu entwickeln und führt so zu nachhaltiger Veränderung. Es geht darum, den richtigen ‘Schlüssel’ für das ‘Schloss’ des Teams zu finden – einen Anknüpfungspunkt, der es ermöglicht, das Team selbst zur Reflexion und Weiterentwicklung anzuregen.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Selbstreflexion

Ein wichtiger Aspekt systemischer Arbeit ist die Nachhaltigkeit von Veränderungen. Vera betont, dass es nicht darum geht, kurzfristige Lösungen aufzuzwingen, sondern vielmehr darum, Teams dazu zu befähigen, ihre eigenen Probleme anzugehen und aus festgefahrenen Situationen herauszukommen. Selbstreflexion spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Indem man lernt, sich selbst aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sein eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen, kann man effektiver auf Herausforderungen reagieren und langfristig positive Veränderungen im Team bewirken.

Grenzen systemischer Arbeit

Trotz aller Vorteile gibt es auch Grenzen dessen, was durch systemische Ansätze erreicht werden kann. Konflikte zum Beispiel können einen Punkt erreichen, wo eine andere Form der Intervention benötigt wird. Christoph weist darauf hin, dass manchmal Mediation oder sogar Trennung die einzige Lösung sein kann. Das bedeutet jedoch nicht das Versagen des systemischen Ansatzes; vielmehr zeigt es die Notwendigkeit eines breiten Spektrums an Werkzeugen und Methoden zur Bewältigung komplexer sozialer Dynamiken.

Kann man systemische Impulse von innen setzen?

Eine spannende Frage ist, ob man als Teil eines Systems selbst systemische Impulse setzen kann. Christoph bejaht dies: Auch innerhalb eines Teams oder einer Organisation lassen sich Wege finden, Reflexionsprozesse anzustoßen und Veränderungen herbeizuführen. Dabei geht es oft um kreative Methoden wie die soziometrische Aufstellung oder den Einsatz externer Moderatoren zur Eröffnung neuer Perspektiven. Der Schlüssel liegt darin, offen für neue Herangehensweisen zu sein und die Bereitschaft zu haben, auch unkonventionelle Wege zu gehen.