Blog über Software, Mensch und Persönlicher Entwicklung

Wenn KI programmiert - Richard Seidl

Geschrieben von Richard Seidl | 01.03.2025

“Warum sollte die KI denn unsere komplizierten Programmiersprachen nutzen?” – Richard Seidl

Ich hatte letztens eine Diskussion über Qualitätsverbesserung von Software und Code. Und zwar ging es darum, dass KI wie statische Analyse Code überprüft und Fehler automatisch behebt. Soweit so gut. Weiter ging es zu Copilots und Co, die uns bei der Software-Entwicklung unterstützen.

Die Art und Weise, wie wir Software entwickeln, hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Vom mühsamen Assembler-Code über Hochsprachen wie C und Java bis hin zu modernen deklarativen Ansätzen – das Ziel war stets, die Brücke zwischen menschlichem Denken und maschineller Ausführung zu verkürzen. Doch mit der zunehmenden Rolle künstlicher Intelligenz in der Softwareentwicklung stellt sich eine entscheidende Frage: Warum sollte eine KI weiterhin dieselben menschenzentrierten Programmiersprachen verwenden?

Heute sehen wir bereits, wie KI-gestützte Systeme wie GitHub Copilot oder ChatGPT Software-Code generieren, Fehler korrigieren und Optimierungen vorschlagen. Dabei bewegen wir uns jedoch immer noch in den gewohnten Bahnen – Programmiersprachen, die für Menschen verständlich sein sollen. Aber ist das langfristig sinnvoll?

Vom Compiler zum KI-generierten Code – Ein Paradigmenwechsel

Der klassische Softwareentwicklungsprozess basiert darauf, dass Menschen Code schreiben und ein Compiler oder Interpreter ihn in Maschinensprache umwandelt - egal ob Python, Java oder Objectice-C. Doch in einer Welt, in der KI eigenständig Code generiert, stellt sich die Frage, ob dieser Umweg noch nötig ist.

Was wäre, wenn KI ihre eigene, für Maschinen optimierte Programmiersprache hätte? Eine Sprache, die nicht auf Lesbarkeit für Menschen optimiert ist, sondern auf maximale Effizienz für die Maschine? Vielleicht wäre das gar keine “Sprache” im klassischen Sinne, sondern eine rein mathematische oder algorithmische Repräsentation, die sich durch Mustererkennung und neuronale Netzwerke weiterentwickelt.

Wenn Maschinen für Maschinen entwickeln – Was bleibt für uns?

Die Vorstellung, dass KI ihre eigene Programmiersprache entwickelt, wirft viele spannende Fragen auf. Eine davon ist: Welche Rolle bleibt dann noch für uns Entwickler?

Einerseits könnten Menschen immer noch die Rahmenbedingungen definieren, Anforderungen stellen und kontrollieren, ob die Ergebnisse den gewünschten Zweck erfüllen. Andererseits könnte KI in Zukunft nicht nur die Codegenerierung übernehmen, sondern auch eigenständig Entscheidungen über Architektur und Systemdesign treffen. Das könnte bedeuten, dass die klassische Rolle des Entwicklers zunehmend in die eines Moderators oder strategischen Planers übergeht – jemand, der sich mehr mit Konzepten und ethischen Fragen beschäftigt als mit dem Schreiben einzelner Zeilen Code.

Philosophisch betrachtet wäre das ein großer Schritt in der Mensch-Maschine-Kollaboration. Der Übergang von “Menschen schreiben Code für Maschinen” zu “Maschinen schreiben Code für Maschinen” wäre ein fundamentaler Wandel, ähnlich der industriellen Revolution, die einst Handarbeit durch Maschinen ersetzte. Doch wie jede technologische Revolution wirft auch diese ethische Fragen auf: Wie stellen wir sicher, dass KI-generierter Code sicher und nachvollziehbar bleibt? Wer ist verantwortlich, wenn etwas schiefgeht? Und wie verhindern wir eine “Black-Box”-Technologie, die niemand mehr wirklich versteht?

Der Code der Zukunft

Während wir noch weit davon entfernt sind, dass KI ihre eigene, für Menschen unverständliche Programmiersprache entwickelt, zeigt die aktuelle Entwicklung klar, dass klassische Programmiersprachen möglicherweise nur ein Zwischenstadium sind. Der Gedanke, dass wir eines Tages gar keinen menschenlesbaren Code mehr brauchen, ist ebenso faszinierend wie beunruhigend. Ich will das hier nicht bewerten, wir sollten aber achtsam bleiben, wie sich Software-Entwicklung weiterentwickelt.