Der Hanser-Verlag hat mich zu den Themen Kreativität, Agile Projekte, die Macht des Testers und künftige Herausforderungen interviewt. Das Interview ist ursprünglich im Blog “Hanser-Update” erschienen.
Ich nehme in meinem Umfeld aktuell zwei Themen wahr, die die Tester bewegen:
Es gibt Tester, die erleben den Wechsel in ein agiles Umfeld mühelos und begeistern sich für die neuen Möglichkeiten. Aber ebenso wie agile Projekte kein Allheilmittel sind, gibt es Tester, die mit diesem Vorgehen wenig anfangen können und sich in agilen Projekten verloren vorkommen. Ausbildungen wie der Certified Agile Tester sind eine empfehlenswerte Grundlage für das Verständnis, können aber konkrete Situationen und Probleme im Alltag nicht adressieren. Testern in dieser Situation empfehle ich, sich einmal im Detail mit den Werten, Konzepten und der Motivation der agilen Vorgehensweise auseinanderzusetzen. Dort steckt so viel mehr als ein anderer Prozess dahinter. Helfen kann auch die Frage: Wie kann ich meine Fähigkeiten am besten in das Projekt einbringen, um den Wert und die Qualität zu steigern – vielleicht auch auf unkonventionelle, neue Weise?
Kommt man hier nicht auf einen grünen Zweig, bleibt immer noch die Möglichkeit, sich ehrlich zu fragen, ob das überhaupt der richtige Weg für einen selbst ist. Es gibt ja bei weitem nicht nur agile Projekte und im Team Frust zu schieben, bringt niemanden etwas.
Bei der Automatisierung lassen sich das Konzept und die Fachlichkeit viel eher lernen und in den Alltag integrieren. Ein großer Fallstrick liegt in der Komplexität des Testobjekts und des Automatisierungstools oder -frameworks. Der Teufel steckt hier im Detail. Ein aussagekräftiges Proof of Concept und eine Entscheidung und Implementierung im Team halte ich für essentiell. Aber vor allem den Mut zu haben, den eingeschlagenen Weg bei großen Hindernissen auch wieder zu verlassen und vielleicht andere Ansätze der Automatisierung zu verfolgen, vermisse ich manchmal. Wenn ein Ansatz nicht zielführend ist, bringt es wenig, noch mehr Energie reinzustecken. Ebenso dürfen auch mehrere Tools und Frameworks parallel zum Einsatz kommen, wenn eines nicht ausreicht. Hier wird meiner Meinung nach oft viel zu spät reagiert. Man verrennt sich in das bestehende Konzept und verliert wertvolle Zeit statt sich mit einer besser geeigneten Alternative zu beschäftigen. Statt der Testabdeckung steigt der Frust. Um abzuheben, benötigt Testautomatisierung viel Aufmerksamkeit – von der Planung bis in die Wartung des Projekts.
Agile Projekte bieten von ihrer Struktur her eine stärkere Ausrichtung auf Qualität – unter der Verantwortung aller Teammitglieder. Fehlende Qualität wird im agilen Umfeld auch viel schneller sichtbar. Die Grundvoraussetzung, dass Tester im Team Gehör finden, ist also mehr gegeben als vielleicht in traditionellen Projektstrukturen. Entscheidend ist, was daraus gemacht wird. Es gibt traditionell aufgesetzte Projekte, die Qualität optimal leben, aber genauso auch agile Projekte, die daran scheitern, wenn Qualität nicht von allen im Team getragen wird.
Auf jeden Fall! Kreativität wird für Tester immer wichtiger und das ist sehr gut so. Meiner Meinung nach zeigt uns das, dass einige qualitätssteigernde Maßnahmen – gerade durch das agile Vorgehen gepusht – greifen: Entwickler implementieren mehr Unit-Tests und arbeiten z.B. mit TDD. Das härtet in vielen Fällen die Software und macht sie robuster. Code-Reviews werden gewissenhafter durchgeführt. Die Unterstützung durch Entwicklungs- und Test-Frameworks wird besser. Testautomatisierung wird integraler Bestandteil der Entwicklung. All das sind Erleichterungen für den Tester und er kann seine Aufmerksamkeit auf wichtigere Dinge lenken: Gute Tests designen und aus Anwendersicht das Produkt hinterfragen. Beides erfordert mehr Kreativität und neue Skills.
Meiner Meinung nach werden 3 Bewegungen das Thema Software-Test in den nächsten Jahren stärker beeinflussen:
Um für die beschriebenen Entwicklungen gewappnet zu sein, würde ich folgende Skills hervorheben und versuche diese auch in meinen Teams zu forcieren: