Nachhaltige Software-Entwicklung
Markus und Florian sprechen über verschiedene Themen rund um Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung. Sie erklären, was Nachhaltigkeit in diesem...
Barrierefreiheit in der Software-Entwicklung ist nicht nur eine rechtliche Anforderung, sondern auch ein Zeichen von Qualität und Nutzerorientierung. Barrierefreiheitstests erfordern ein tiefes Verständnis dafür, wie Menschen mit verschiedenen Behinderungen Technologie nutzen. Mobile Apps sind eine Herausforderung für die Barrierefreiheit, da die Komplexität von Touch-Interaktionen und die Vielfalt der Geräte es erschweren, einheitliche Standards zu etablieren. Daher macht es Sinn, Barrierefreiheit als integralen Bestandteil des Entwicklungsprozesses zu betrachten.
“Dann müssen wir überlegen welchen Schalter schaltest du denn jetzt ein? Was ist denn noch wichtig? Und wenn ich den Schalter einschalte- was bedeutet das für Menschen mit anderen Behinderungen?” – Dirk Haas, Thorsten Schröder
Dirk Haas leitet seit fast 30 Jahren den Bereich Anwendungsentwicklung bei der Deutschen Rentenversicherung / NOW IT GmbH und führt ein Team von 16 Mitarbeitern. Er koordiniert die Prüfung von Softwareprodukten auf Barrierefreiheit und Gebrauchstauglichkeit und bietet Schulungen zu diesem Thema an. Zudem besitzt er langjährige Erfahrung in der Aus- und Fortbildung im Bereich Barrierefreiheit und ist ein zertifizierter Usability Engineer und Certified Tester.
Thorsten Schröder ist seit 1999 in der IT-Branche tätig, zunächst als Entwickler im Bereich Webdesign und Java. Seit 2016 liegt sein Schwerpunkt, gemeinsam mit Dirk Haas, auf Barrierefreiheitstests und Usability für die Deutsche Rentenversicherung. Seit 2021 arbeitet er als UX-Designer und beteiligt sich an der Entwicklung des neuen Designsystems der Organisation.
Highlights in dieser Episode:
Barrierefreiheitstests sind eine komplexe Herausforderung, die weit über technische Lösungen hinausgeht und eine enge Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen erfordert. Dirk und Thorsten teilen ihre Erfahrungen und Herausforderungen bei der Entwicklung barrierefreier mobiler Apps für die deutsche Rentenversicherung.
Heute spreche ich mit Dirk Haas und Thorsten Schröder über das Thema Barrierefreiheit. Beide sind maßgeblich in die Entwicklung barrierefreier mobiler Anwendungen für die deutsche Rentenversicherung involviert. Ihre Erfahrungen bieten einzigartige Einblicke in die Herausforderungen und Notwendigkeiten von Barrierefreiheitstests, vor allem im Kontext mobiler App-Entwicklung.
Unsere Gäste teilten ihre anfänglichen Erfahrungen, als sie mit dem Auftrag konfrontiert wurden, eine App barrierefrei zu gestalten. Dies war ein Sprung ins kalte Wasser; plötzlich waren sie nicht mehr nur auf Tastatur und Maus angewiesen, sondern mussten sich mit Assistenzsystemen wie VoiceOver und Talkback auseinandersetzen. Eine neue Welt tat sich auf, gefüllt mit unerwarteten Verhaltensweisen der App und einer Fülle von Einstellungsmöglichkeiten, die berücksichtigt werden mussten.
Eines der größten Hindernisse bei der Barrierefreiheitstests ist das Finden eines Mittelwegs zwischen verschiedenen Bedürfnissen. Dirk erläuterte ein Beispiel: Die Aktivierung der Talkback-Funktion verbessert die Zugänglichkeit für Blinde erheblich. Doch gleichzeitig erschwert es motorisch eingeschränkten Personen die Bedienung. Diese Art von Trade-offs machte es notwendig, einen detaillierten Bericht über jede Testkonfiguration zu führen – eine Sisyphusarbeit.
Thorsten brachte zum Ausdruck, dass trotz des Fortschritts in der Softwareentwicklung die Automatisierung von Barrierefreiheitstests noch in weiter Ferne liegt. Die Kernproblematik liegt darin, dass automatisierte Systeme den gleichen Zugang zu Inhalten benötigen wie assistive Technologien. Ohne diesen Zugang können keine effektiven automatisierten Tests entwickelt werden. Die Komplexität menschlicher Bedürfnisse lässt sich nicht so einfach in Code gießen.
Dirk betonte, dass barrierefreie Technologien nicht nur Menschen mit Behinderungen zugutekommen. Viele Features können auch den Alltag von Menschen ohne Behinderungen erleichtern. Dieses Phänomen wird als Curb-Cut-Effekt bezeichnet und zeigt auf, wie universell Designverbesserungen sein können.
Beim Blick in die Zukunft zeichnen beide ein optimistisches Bild: Technologische Entwicklungen und regulatorische Anforderungen treiben das Thema Barrierefreiheit voran. Dennoch bleibt viel zu tun, besonders im Bereich barrierefreier Dokumente – eine Mammutaufgabe aufgrund ihrer schieren Menge.
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