Ask Me Anything über KI, Testautomatisierung und Skills
In dieser speziellen Sommerfolge habe ich einige der häufigsten Fragen beantwortet, die ihr mir in den letzten Monaten geschickt habt. Z.B. welche...
Barrierefreiheit in der Softwareentwicklung spielt eine zentrale Rolle, um digitale Produkte für alle Menschen zugänglich zu machen. Besonders wichtig ist es, Barrierefreiheit frühzeitig im Entwicklungsprozess zu berücksichtigen und geeignete Arbeitsweisen zu etablieren. Der Einsatz von Hilfsmitteln wie Braillezeilen und Screenreadern verdeutlicht, wie unterschiedlich Nutzer mit Software interagieren und welche Herausforderungen dabei auftreten. Styleguides und die korrekte Verwendung semantischer Elemente sind essenziell, um barrierefreie Anwendungen zu schaffen. Dabei sollte Barrierefreiheit nicht nur als gesetzliche Vorgabe betrachtet werden, sondern als ein integraler Bestandteil hochwertiger Softwareentwicklung.
In dieser Episode des Software Testing Podcasts spreche ich mit Rene Matthäi und Serdal Bilir über Barrierefreiheit in der Softwareentwicklung. Serdal, der selbst sehbehindert ist, teilt seine Erfahrungen und Herausforderungen mit Software. Er erklärt, wie er Entwicklern hilft, barrierefreie Software zu entwickeln, indem er sie in seine Welt einlädt und ihnen zeigt, wie er mit Braillezeile und Screenreader arbeitet. Rene betont die Wichtigkeit, frühzeitig im Entwicklungsprozess eingebunden zu werden und die richtigen Arbeitsmodi zu etablieren. Wir sprechen auch über die Rolle von Styleguides und die Notwendigkeit, semantische Elemente korrekt zu verwenden, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Zum Schluss diskutieren wir, wie wichtig es ist, dass Barrierefreiheit als integraler Bestandteil der Softwareentwicklung gesehen wird, und nicht nur als gesetzliche Pflicht.
“Ich bin selber blind, also gesetzlich blind, hab noch einen ganz ganz kleinen Sehrest tatsächlich, kann noch Umrisse erkennen und hell und dunkel, aber bin gesetzlich blind.” - Serdal Bilir
Nach seinem Physikstudium an der TU Darmstadt begab sich René Matthäi auf seine Reise entlang der Digitalisierung durch Unternehmen und Entwicklungsteams, die durchweg Qualitätsgetrieben ist. Dank des umfassenden Portfolios seiner früheren Wirkungsbereiche bei Siemens und DATEV ist er mit verschiedensten Branchen vertraut, wo er alle Funktionen ausüben durfte, die in Zusammenhang mit Softwarequalität und bei Nutzung von Software stehen. Das Interesse an agilem Lernen in Gruppen, Bewusstsein für Qualität als Treiber für Geschwindigkeit und Strategien zur hybriden Integration von Menschen, Entwicklungsmodellen und Technologien baut er aus und verfolgt dies unter anderem beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, als auch als Mitorganisator des German Testing Day.
Serdal Bilir ist als “Senior Consultant and Tester for Accessibility in Software Development” beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge beschäftigt. Seit 2017 bringt er dort sein tiefgreifendes Wissen in den Bereichen Barrierefreiheit und Usability ein. Nach seiner Ausbildung und wertvollen Berufsjahren bei der Evosoft GmbH hat er sich auf Barrierefreiheitstests spezialisiert und berät Entwicklerteams, um von Anfang an barrierefreie Anwendungen sicherzustellen.
Barrierefreiheit ist ein zentraler Aspekt moderner Softwareentwicklung, um sicherzustellen, dass digitale Produkte für alle Menschen zugänglich sind, einschließlich solcher mit Behinderungen. Personen mit Sehbehinderungen, wie beispielsweise gesetzlich Blinde, verwenden Hilfsmittel wie Screenreader oder Braillezeilen, um Software zu nutzen. Die Integration ihrer Perspektiven in den Entwicklungsprozess ist essenziell, um barrierefreie Anwendungen zu gestalten.
Eine der größten Herausforderungen in Softwareprojekten ist die späte Berücksichtigung von Barrierefreiheit. Oft wird das Thema erst gegen Ende des Entwicklungsprozesses angesprochen, was zu erheblichen Nacharbeiten führt. Zusätzlich fehlt es häufig an einem grundlegenden Verständnis der Anforderungen, die für barrierefreie Software notwendig sind. Entwickler müssen sich aktiv in die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen hineinversetzen, was ohne entsprechende Erfahrungen und Schulungen schwierig sein kann. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Testern, die auf Barrierefreiheit spezialisiert sind, und Entwicklern ist hierbei entscheidend.
Um das Bewusstsein und die Kompetenz von Entwicklern im Bereich Barrierefreiheit zu stärken, können praktische Ansätze und Tools eingesetzt werden. Screenreader und Braillezeilen ermöglichen es, die Benutzererfahrung von Menschen mit Sehbehinderungen direkt zu erleben. Open-Source-Tools wie NVDA (Non-Visual Desktop Access) bieten eine kostengünstige und zugängliche Möglichkeit, erste Schritte in diesem Bereich zu machen. Solche Werkzeuge helfen Entwicklern, potenzielle Barrieren in ihrer Software zu identifizieren und zu beheben.
Standards und Wiederverwendbarkeit spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung barrierefreier Software. Oft werden ähnliche Herausforderungen in Projekten mehrfach gelöst, da es an standardisierten Komponenten und Styleguides fehlt. Die Einführung solcher Standards sorgt für eine konsistente Benutzererfahrung und steigert gleichzeitig die Effizienz im Entwicklungsprozess.
Die Zukunft der Barrierefreiheit in der Softwareentwicklung ist vielversprechend. Das gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung inklusiver Technologien, unterstützt durch Gesetze und Regularien, trägt maßgeblich dazu bei, die Zugänglichkeit digitaler Produkte zu verbessern. Gleichzeitig wächst die intrinsische Motivation vieler Unternehmen, Barrierefreiheit als festen Bestandteil ihrer Prozesse zu etablieren. Um diesen Fortschritt nachhaltig zu sichern, sind kontinuierliche Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen unerlässlich. Diese Maßnahmen fördern nicht nur die technische Kompetenz, sondern auch das Verständnis für die Bedürfnisse aller Nutzer.
Barrierefreiheit ist ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiven digitalen Welt. Durch frühzeitige Integration, den Einsatz bewährter Tools, standardisierte Prozesse und regelmäßige Weiterbildung kann sichergestellt werden, dass Software für alle zugänglich ist. Mit dem richtigen Engagement und einer engen Zusammenarbeit aller Beteiligten lassen sich Hindernisse überwinden und langfristige Verbesserungen erzielen.
Ein Barrierefreiheitstest ist eine Methode, um sicherzustellen, dass digitale Inhalte wie Websites, Apps oder Dokumente für alle Nutzer zugänglich sind, einschließlich Menschen mit Behinderungen. Er überprüft, ob die Inhalte den Richtlinien wie der WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) entsprechen.
Ein Barrierefreiheitstest ist wichtig, um die Inklusion zu fördern, rechtliche Anforderungen zu erfüllen und ein besseres Nutzererlebnis für alle zu schaffen. Eine barrierefreie Website erhöht die Reichweite und kann die Nutzerzufriedenheit steigern.
Beliebte Tools sind Axe, Lighthouse, WAVE, NVDA (Screenreader) und Browser-Entwicklertools. Sie helfen, Probleme wie fehlende Alternativtexte, unzureichende Kontraste oder fehlerhafte Tastaturnavigation zu identifizieren.
Häufige Probleme umfassen fehlende Alternativtexte für Bilder, unzureichende Farbkontraste, nicht beschriftete Formularelemente, mangelnde Tastaturbedienbarkeit und unübersichtliche Navigationsstrukturen.
Die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) in den Versionen 2.0, 2.1 und 2.2 sind die wichtigsten Richtlinien. Sie definieren Standards, um Inhalte wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust zu gestalten.
Ein Barrierefreiheitstest kombiniert automatische Tests mit manuellen Prüfungen. Automatische Tools identifizieren grundlegende Probleme, während manuelle Tests Aspekte wie Tastaturnavigation und Screenreader-Kompatibilität überprüfen.
Barrierefreiheitstests können von Entwicklern, UX-Designern und QA-Teams durchgeführt werden. Externe Experten mit Spezialisierung auf Barrierefreiheit bieten ebenfalls umfassende Tests und Beratung.
Die Kosten variieren je nach Umfang und Anbieter. Ein Basis-Test kann bei einigen Hundert Euro beginnen, während umfassende Prüfungen für große Websites oder Apps mehrere Tausend Euro kosten können.
Die Dauer hängt von der Komplexität des zu testenden Inhalts ab. Kleine Websites können in wenigen Stunden geprüft werden, während umfangreiche Plattformen Tage oder Wochen in Anspruch nehmen können.
Barrierefreiheit verbessert die Nutzererfahrung, erhöht die Reichweite, reduziert rechtliche Risiken und stärkt die Markenreputation. Sie kann zudem SEO-Vorteile bringen und neue Zielgruppen erschließen.
In dieser speziellen Sommerfolge habe ich einige der häufigsten Fragen beantwortet, die ihr mir in den letzten Monaten geschickt habt. Z.B. welche...
Die Integration von Qualität in den Softwareentwicklungsprozess sollte von Anfang an Priorität haben. Die Erfahrungen aus dem Testing-Bereich können...
Barrierefreiheit in der Software-Entwicklung ist nicht nur eine rechtliche Anforderung, sondern auch ein Zeichen von Qualität und Nutzerorientierung....